Freitod - Weblog zum Selbstmord
[mit unsäglich origineller GIF-Animation]
 
Sonntag, 2. Juni 2002


Nancy Crick

Habe ich es verpaßt oder wurde es hier noch gar nicht erwähnt, daß die Australierin Nancy Krick letzte Woche nun den geplanten Suizid beging? Ich las darüber eben im Neuen Deutschland


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Harte Bandagen im Literaturbetrieb

Dass der Literaturbetrieb über Leichen geht - buchstäblich und nicht nur im übertragenen Sinn, zeigt der Selbstmord des österreichischen Erzählers Franz Innerhofer, der am 22. Januar dieses Jahres in seiner Grazer Wohnung aufgefunden wurde. Wie lange er dort gelegen hatte, weiß niemand, da sich der genaue Zeitpunkt seines Todes nicht mehr rekonstruieren ließ. "Ein Schriftsteller ist eine Person, die sich der Illusion hingibt, es werde ein weiteres Buch von ihr erwartet." Die Definition der literarischen Tätigkeit stammt von Reinhard Lettau. Sie ist nicht bloß geistreich, sondern wahr, denn sie impliziert, dass mit dem Schreiben irgendwann Schluss ist: Wenn ein Autor stirbt oder berufsunfähig wird, wenn ihm nichts mehr einfällt oder wenn sich niemand mehr für seine Texte interessiert. Damit nicht alles falsch wird, muss ich an dieser Stelle eine Einschränkung machen. Die Lebensschicksale von Schriftstellern sind nicht verallgemeinerbar, und kein Autor begeht Selbstmord allein deshalb, weil ein Verlag ihm die kalte Schulter zeigt oder weil die Kritik ihn mit übler Nachrede verfolgt. Die Motivation zu diesem letzten Schritt ist verwickelt und voller Widersprüche, denn es gibt ebenso viele Gründe für literarisches Scheitern wie für öffentliche Anerkennung und Erfolg. Der Wiener Schriftsteller Konrad Bayer nahm sich das Leben auf dem Höhepunkt seines Ruhms, weil eine Freundin ihn verlassen hatte, und sein österreichischer Kollege Franz Innerhofer hatte sich in eine Sackgasse manövriert, lange bevor er Selbstmord beging. Nach dem Erfolg der autobiografischen Romantrilogie über seine Kindheit und Jugend in Tirol verfiel er in eine Depression. Innerhofer hatte alles gesagt, was zu sagen war. "Writer's block" heißt das Modewort dafür, und wenn die Schreibkrise zusammenfällt mit einer durch Eheprobleme und/oder Alkoholmissbrauch verursachten Depression, öffnet sich ein schwarzes Loch, das den Autor samt Werk verschlingt.


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Das Hinterbleiben

Vor Jahren hatte ich Anstrengungen unternommen zu ergründen, ob sich eigentlich schon mal jemand ernsthaft mit den Hinterbliebenen eines Selbstmords befaßt hat - welche Spuren die Erfahrung eines Selbstmords von Familienangehörigen, Freunden, Geliebten, Bekannten, so eben hinterläßt. Da ichs eher mit der Wissenschaft habe, habe ich Wissenschaftler kontaktiert, Psychologen vorwiegend. Kam nicht viel raus. Mit einem Wissenschaftsjournalisten telefoniert, kam auch nicht viel raus. Das Thema interessiert mich immer noch. Also hier die Frage: Kennt jemand luzide literarische, künstlerische, wissenschaftliche Befassungen mit dem Hinterbleiben nach Selbstmord? Ich habe ja den Verdacht, dass Selbstmord als Thema dermaßen fasziniert, dass daneben notgedrungen verblassen muß, welche Spuren bei den Hinterbliebenen verbleiben.



Hermann Hesse

Wenn einem Menschen, so denke ich mir, durch Natur, Erziehung und Schicksal der Selbstmord unmöglich und verboten ist, dann wird er ihn, auch wenn gelegentlich die Phantasie ihn mit diesem Ausweg in Versuchung führt, nicht ausführen können, es wird ihm einfach verboten bleiben. Ist es anders, und wirft einer das Leben, das ihm unerträglich geworden ist, entschlossen von sich, so hat er nach meiner Meinung dazu dasselbe Recht, wie andre es auf ihren natürlichen Tod haben. Bei manchen, die sich umgebracht haben, habe ich ihren Tod als natürlicher und sinnvoller empfunden denn so manchen anderen.



Sperma macht Frauen glücklich

Sperma hat auch Einfluss auf die Psyche der Geschlechtspartnerin, haben Wissenschaftler der Universität von New York in Albany festgestellt. Neben den Samenfäden befänden sich im Ejakulat auch noch Hormone wie Testosteron und Östrogene. Nach dem Samenerguss gelangt das Sperma in den Unterleib der Frau und in deren Blutkreislauf, berichtet das Wissenschaftsmagazin Archives of Sexual Behavior. Gordon Gallup, Psychologe an der New York State University, hat gemeinsam mit seinen Kollegen Rebbeca Burch und Steven Platek rund 300 Studentinnen, die sexuell aktiv waren, untersucht. Die jungen Frauen, die beim Geschlechtsakt kein Kondom verwendet hatten, litten seltener an Depressionen. Außerdem spielten die Frauen, die beim Geschlechtsverkehr Kondome verwendeten, auch häufiger mit Selbstmordgedanken. Auch seltener Geschlechtsverkehr hatte Einfluss auf die psychische Situation der jungen Frauen: Depressionen nahmen mit längeren Pausen zu. [Quelle]



Singer, die Aktentasche

Zuerst legte ich mich auf die Couch und versuchte, den versäumten Schlaf nachzuholen. Wir waren erst um ein Uhr morgens aus dem Theater nach Hause gekommen. Das Telefon läutete, und ich ließ es läuten. Ich dachte an die Worte Esaus: "Siehe, ich muß doch sterben, was soll mir denn die Erstgeburt"" Die Art von Leben, die ich führte, gab mir das Gefühl, langsam Selbstmord zu verüben. Ich war schon so weit, daß ich nie mehr als fünf Rasierklingen kaufte. Zehn zu kaufen hieße das Schicksal herauszufordern - ich konnte jeden Tag eine Herzattacke oder einen Nervenzusammenbruch bekommen. Gegen elf wachte ich auf, genauso müde, wie ich mich hingelegt hatte. Ich sah mich im Zimmer um. Die Putzfrau hatte operiert werden müssen und war zur Erholung zu ihrer alten Mutter nach Puertorico gefahren. Die Wohnung war schmutzig. Bücher, Zeitschriften, Unterhosen, Krawatten, Taschentücher lagen am Boden verstreut. Der Schreibtisch war mit Papieren bedeckt. Obwohl ich versuchte, Ordnung zu halten, lebte ich doch in dauernde Unordnung. Ich konnte nie etwas finden. Ich verlor Rechnungen. Ich verlegte meinen Füllfederhalter und meine Brille. Ich zog einen Schuh an und konnte den zweiten nicht finden. Eines Tages vermißte ich meinen Cashmeremantel. Ich suchte überall, selbst an Orten, die für ein Unterhemd zu klein gewesen wären, er war verschwunden. War bei mir eingebrochen worden? Nirgends waren Zeichen eines Einbruchs. Warum nur sollte ein Dieb ein Mantel nehmen? Ich öffnete den Schrank noch einmal und fand den Mantel zwischen meinen anderen Sachen. Kann man vor lauter Geistesabwesenheit blind sein? (Isaac B. Singer: Die Aktentasche)


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Meine Mutter

nahm mich kürzlich zur Seite und fragte mit sonorer Stimme: "Sag, willst du dich etwa umbringen?" Ist das nicht herzallerliebst! Soll ich nun sagen: Jawoll, Mutti, und zwar nächste Woche, wenn's recht ist. Oder hast du etwas dagegen? Dann hättest du mich nicht zur Welt bringen sollen!


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Freitag, 31. Mai 2002


Suizide zweithäufigste Todesursache


Karrieresprung

"Schon seit Jahren nimmt die Zahl psychisch labiler US-Studenten stetig zu. Wie Studien der International Association of Counseling Services zeigen, mussten im akademischen Jahr 2000/2001 fast alle der 274 psychologischen Uni-Beratungsstellen mindestens einen Studenten in die Psychiatrie einweisen. Jedes dritte Beratungszentrum berichtete über einen Selbstmord. Damit sind Suizide nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache von College-Studenten. [...] Leistungs- und Konkurrenzdruck, vor allem an Elite-Hochschulen, steht ganz oben auf der Ursachenliste der Suizid-Experten."

Fundstelle: Spiegel Online


Donnerstag, 30. Mai 2002


Die Sissi pappt an mir wie Grießbrei

"Romy Schneider starb vor genau 20 Jahren. Drei Jahre nach dem Selbstmord ihres ersten Mannes Harry Meyen. Anderthalb Jahre nach der Trennung von ihrem zweiten Mann Daniel Biasini. Und nur zehn Monate nach dem grausamen Tod ihres Sohnes David, der sich beim Überklettern des Gittertors ihrer Schwiegereltern aufgespießt hatte. Romy starb buchstäblich an gebrochenem Herzen. Sie hatte sich stets verausgabt, hatte in ihren Rollen alles gegeben, aber für sich selbst nichts übrig gelassen.

Und immer noch behält das deutsche Publikum sie so in Erinnerung, wie sie es nie gewollt hat. Wann immer die Sissi-Filme wiederholt werden, setzt es Traumquoten. Die französischen Filme, die jetzt zu ihrem Todestag gezeigt werden, sind dagegen im Nachtprogramm versteckt, zu einer Zeit, in der nur noch die Videorecorder einschalten."

Fundstelle: Berliner Morgenpost


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Mittwoch, 15. Mai 2002


Suizid von Tierärztin

Einen Tag nach dem Bekanntwerden des jüngsten BSE-Falles in Japan hat die Tierärztin, die erste Symptome der Krankheit nicht erkannt hatte, Selbstmord begangen. Wie die Gesundheitsbehörde mitteilte, sei die Frau am Sonntag tot in ihrer Wohnung gefunden worden.
Fundstelle: taz


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Donnerstag, 9. Mai 2002


Vatertag

Vatertag

Heute wieder Grosskampftag der Herren in suizidähnlichen Aktionsformen.

Besonders beliebt:
1. Sechs Liter Weissbier in 150 Minuten bei 28 Grad und Sonnenschein, ohne Kopfbedeckung.
2. Mit 2,6 Promille im Blut dem betrunkenen Kumpel einen Gefallen tun und ihm das Auto nach Hause fahren.
3. In der Radlergruppe auf der Landstrasse zu fünft nebeneinander fahren und in der scharfen Linkskurve dem eigenen Sohn im tiefergelegten Golf begegnen.


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Sonntag, 10. Februar 2002


Krebskranke Australierin (70) will "live" im Internet Selbstmord begehen

"Die Zeit, die ihr noch bleibt, lässt sich in Tage, Wochen fassen: Nancy Crick ist 70 Jahre alt, lebt in Australien und hat Darmkrebs im Endstadium. Jetzt erschüttert ihr langsames Sterben die ganze Nation. Denn Nancy Crick will den Tod teilen - weltweit sollen tausende Menschen ihr Ende miterleben. 24 Stunden pro Tag. Im Internet. Dort veröffentlicht sie ihr Tagebuch des Todes."

Fundstelle: Hamburger Morgenpost Online, 09.02.2002.


"Hinter der Website steht produzierend und organisierend natürlich nicht die nach eigenen Angaben auf erschütternde 27 Kilogramm abgemagerte Patientin. Mastermind des menschlich bewegenden, politisch brisanten Web-Auftrittes ist der Arzt Philip Nitschke - in Australien einer der bekanntesten Verfechter aktiver Sterbehilfe.
Mit Nancy Crick tritt eine Zeugin für seine Sache an das Licht einer weltweiten Öffentlichkeit, der man weder akademische noch politische Motive unterstellen kann: Ich habe alle meine Zähne verloren, meine Energie und vor allem meinen Willen und den Wunsch zu leben, sagt die Urgroßmutter, die mit ihrem Sohn an der Goldküste in Queensland lebt, in einem Interview. Einfühlsame Tierärzte würden ihre Patienten nicht leiden lassen, sondern sich zur Euthanasie entschließen, macht Crick geltend und fügt hinzu: Warum sollten einfühlsame Ärzte nicht dasselbe für Menschen tun?
Crick hat nach Angaben Nitschkes noch kein konkretes Datum für ihr freiwilliges Ausscheiden aus dem Leben festgesetzt. Sie habe aber tödlich wirkende Mittel erhalten, die sie - nach eigenen Aussagen - nicht anwenden wolle, bevor nicht eine ihrer Enkelinnen Ende März ihre Hochzeit gefeiert habe. Nach den Gesetzen von Queensland ist die Beihilfe zum Selbstmord strafbar - die Höchststrafe ist lebenslange Haft. Philip Nitschke scheint dazu bereit, für seine Überzeugung vor Gericht zu gehen."

Fundstelle, Spiegel Online, 07.02.2002.


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Arbeitsamts-Personalchef begeht Selbstmord

"Der Personalchef des Landesarbeitsamtes Rheinland-Pfalz/Saarland in Saarbrücken hat sich am Freitag erschossen. Er sei am Abend für hirntot erklärt worden, zitierte die Nachrichtenagentur AP eine Behördenmitarbeiterin. [...] Der 49-Jährige hatte sich auf einem Autobahn-Rastplatz bei Saarbrücken lebensgefährliche Schussverletzungen am Kopf beigefügt. Ein Fremdverschulden sei 'definitiv auszuschließen', so ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA). Zwar liegt ein Abschiedsbrief des Mannes vor. Dieser gebe aber 'nicht hundertprozentig' Aufschluss über seine Motive. Das Schreiben, das im Auto des Mannes gefunden wurde, habe sich sowohl auf persönliche Umstände als auch auf den Beruf bezogen. Einen Bezug zur so genannten Arbeitsamts-Affäre wollte der LKA-Sprecher zunächst nicht herstellen. [...] Der Verstorbene sei bis vor einem Jahr Direktor des Arbeitsamtes in Neuwied gewesen, bestätigte ein Sprecher des Landesarbeitsamtes im Saarländischen Rundfunk. Nach einer Überprüfung hatte der Bundesrechungshof Anfang der Woche auf Unregelmäßigkeiten bei den Statistiken des städtischen Arbeitsamtes hingewiesen. Der Fall hatte die Vermittlungsaffäre ins Rollen begracht. Bedeutung könnte der Selbstmord noch aus einem anderen Grund erhalten: Die Beschwerdebriefe gegen die Arbeitsverwaltung, die zum Jahreswechsel beim Kanzleramt eingingen, kamen aus dem Saarbrücker Landesarbeitsamt."

Fundstelle: Netzeitung, 08.02.2002.


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Geklaut beim Salbader
Geklaut beim Salbader

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Das Weblog Freitod definiert schon mit seinem Namen das Thema, das es enthält: Aspekte des Suizids sollen in gesellschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht erörtert werden. Freitod ist ein kollaboratives Weblog, das allen registrierten Antville-Usern ermöglicht, sich zu beteiligen, indem sie entweder Einträge verfassen oder Kommentare zu den Einträgen schreiben können. Abgrenzend sei gesagt, dass nicht um Sinn und Daseinsberechtigung des Freitodes diskutiert werden soll und dass es sich auch nicht um ein Selbshilfeforum für Gefährdete oder betroffene Angehörigen handelt.

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