Freitod - Weblog zum Selbstmord
[mit unsäglich origineller GIF-Animation]
 
Mittwoch, 9. November 2011


Stichwort: "Sprechen über ..."



Für den Fall der Fälle oder auch sonst, z.B. via Youth-Life-Line.de.


Samstag, 20. August 2011


Werner, Die kalte Schulter

Friedmann sah er vor sich, den Jugendfreund, er sah, wie Friedmann, eine Schuhschachtel unter dem Arm, stadtauswärts wanderte, pfeifend vielleicht, sah, wie er die Wiesen erreichte, den Wald, den geeigneten Baum, wie er die Schuhschachtel öffnete... Wenn ich siebzig bin, wird er noch immer vierundzwanzig sein, wird seine neapelgelben Hosen tragen und den Weltlauf anfechten. Alles stört mich, wird er sagen, sogar Rauhreif. (...) Das Frühstück ist meine Zuversichtsmahlzeit, sagt er, aber dann kommt die Straße, dann kommen die Männer, die alle einmal süß gezappelt haben, bevor sie auf rätselhaft mechanische Weise dem Krawattentum entgegenwuchsen; dann kommen die Frauen, frisch geduscht und frisch geschminkt und trotzdem tierisch fremd, nein, Moritz, wird Friedmann sagen, das alles ist nichts für mich. (...) Wenn Friedmann ihn jetzt rufen würde, ihn fragen würde, ob er, Friedmann, etwas verpaßt habe in den vergangenen Jahren? Ich habe keine Ahnung, müßte Wank sagen, viel Heiteres ist nicht geschehen, rasch haben die Stiernackigen sich vermehrt und für Zuwachs an Unheil gesorgt. Alles, was dich bedrängte, ist noch da, und doch hättest du bleiben müssen, ja, du hast vieles verpaßt, du fehlst uns, und jeder Freitod stärkt das Lager der Büffel.

(Markus Werner: Die kalte Schulter)


Mittwoch, 17. August 2011


"Drei junge Frauen vergiften sich im Zelt"

Welt-online..


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Freitag, 29. Juli 2011


Singer, Verloren in Amerika

Jedes Geschichtsbuch war die Geschichte von Mord, Folterung und Ungerechtigkeit, jede Zeitung war in Blut und Schande getränkt. Die beiden pessimistischsten Philosophen, die ich gelesen hatte, Schopenhauer und von Hartmann, verurteilten beide den Selbstmord, aber in jenem Augenblick fühlte ich, daß es nur einen wirklichen Protest gegen die Schrecken des Lebens gäbe, und das wäre, dieses Geschenk Gottes an Ihn zurückzuschleudern. Es war durchaus denkbar, daß ich mich damals umgebracht hätte, wäre ich im Besitz von Gift oder einer Pistole gewesen. (Isaac Bashevis Singer: Verloren in Amerika, S. 57)


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Werfel, Cella

Der dritte Mann trat auf uns zu. Es war ein kleiner stämmiger Rotkopf mit blinzelnden Äuglein. Man sah ihm den Priester nur am schwarzen Rock an, zu dem er kurze Touristenhosen mit Wadenstrümpfen trug. Das Skapulier hatte man ihm bei Aufnahme abgenommen, wie uns andern Hemdkragen, Krawatte und Schuhbänder. Das ist in allen Gefängnissen der Brauch, um den Eingekerkerten jedes Werkezug des Selbstmordes zu entziehen. Die menschliche Gesellschaft, die nichts tut, das Leben der Freigehenden zu gewährleisten, setzt in Zucht- und Irrenhäusern alles daran, das Leben der Verlorenen vor Selbstvernichtung zu bewahren. Das ist einer ihrer kopflosen Widersprüche. (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder, S. 141)


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Baum, Menschen im Hotel

"Die Drehtür muß offen bleiben. Der Ausgang muß jederzeit parat sein. Sterben muß man können, wann es einem paßt. Wann man selber will." "Wer will denn sterben? Niemand", sagte Gaigern schnell und voll Überzeugung. "Na-", sagte Otternschlag und schluckte etwas hinunter. Kringelein in seinem Hotelbett murmelte unverständliche Worte unter seinem erschlafften Schnurrbart. "Na - zum Beispiel, sehen Sie mich an", sagte Otternschlag. "Sehense mich genau an. Ich bin ein Selbstmörder, verstehense. Gewöhnlich sieht man Selbstmörder erst nachher, wenn se schon am Gasschlauch genuckelt oder losgeknallt haben. Ich, wie ich hier sitze, bin also ein Selbstmörder vorher, mit einem Wort. Ich bin ein lebender Selbstmörder, eine Rarität, werden Sie zugeben. Eines Tages nehme ich aus dieser Schachtel zehn Ampullen, rein damit in die Vene - und dann bin ich ein toter Selbstmörder. Ich spaziere raus aus der Drehtür, bildlich gesprochen, und Sie können drin sitzen bleiben in der Halle und warten." (Vicki Baum: Menschen im Hotel, S. 253)


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Christa Wolf an B. Reimann

Meinetwegen auch noch einen Satz zu Deiner Andeutung von den gewissen Schränkchen der Ärzte und Chemiker: Du wirst sie nicht brauchen, Brigitte, glaub man. Das Daran-Denken ist mir, wiederum aus anderen Gründen, nicht ganz fremd. Ich werd in anderhalb Monaten vierzig. Mir kommt beinahe vor, als ob man es dann, für die erste Runde, hinter sich hätte. Und bei der zweiten spielt man halt doch wieder mit, denn wer sagt dir, daß es die letzte wäre? Zu leben, und möglichst nicht gar zu sehr gegen den eigenen Strich zu leben, das heißt zu arbeiten und ein paar Leute daran teilhaben zu lassen, ist die einzige Art von Tapferkeit, die ich heute sehe. Mir gefällt sehr, wie Du sie aufbringst. (Christa Wolf, in: Reimann/Wolf: Sei gegrüßt und lebe. Eine Freundschaft in Briefen. 1964-1973)


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Glavinic, Die Arbeit der Nacht

Als er jung war, hatten ihn Selbstmorde von Stars aus Musik und Film vor Rätsel gestellt. Wieso tötete sich jemand, der alles hatte? Wieso brachten sich Menschen um, die Millionen zur Bank trugen, die mit anderen Berühmtheiten Coctailpartys feierten, die mit den bekanntesten und begehrtesten Menschen des Planeten ins Bett gingen? Weil sie einsam waren, lauetet die Antwort, einsam und unglücklich. Wie dumm, hatte er gedacht, deswegen brachte man sich nicht um. (…) Erst später hatte er begriffen, warum sich diese Menschen töteten. Nämlich aus demselben Grund wie die Unberühmten und Armen. Sie konnten sich an sich selbst nicht festhalten. Sie ertrugen es nicht, mit sich allein zu sein, und hatten erkannt, daß das Zusammensein mit anderen das Problem nur leiser drehte, in den Hintergrund rückte, nicht aber löste. Vierungzwanzig Stunden am Tag man selbst zu sein, nie ein anderer, das war in machen Fällen eine Gnade, in anderen ein Urteil. (Thomas Glavinic: Die Arbeit der Nacht)


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Donnerstag, 28. Juli 2011


Jeret Peterson

"... scheitert am Sprung ins Leben" - Gegensätze.


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Sonntag, 24. Juli 2011


Rede eines Selbstmörders kurz vor der Tat aufgesetzt.

Freunde! Ich stehe jetzo vor der Decke im Begriff sie aufzuziehen, um zu sehen ob es hinter derselben ruhiger sein wird als hier. Es ist dieses keine Anwandlung einer tollen Verzweiflung, ich kenne die Kette meiner Tage aus den wenigen Gliedern die ich gelebt habe zu wohl. Ich bin müde weiter zu gehen, hier will ich ganz ersterben oder doch wenigstens über Nacht bleiben. Hier nimm meinen Stoff wieder, Natur, knete ihn in die Masse der Wesen wieder ein, mache einen Busch, eine Wolke, alles was du willst aus mir, auch einen Menschen, aber mich nicht mehr. Dank sei es der Philosophie, daß mich jetzo keine fromme Possen in dem Zug meiner Gedanken stören. Genug ich denke, ich fürchte nichts, gut, also weg mit dem Vorhang!"

Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher B 205/209.


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Freitag, 8. Juli 2011


Textstreusel (1)

Eigentlich kann man das, was einem hier auf der Welt zugemutet wird, doch nur aushalten, wenn man weiß, daß man in jedem Augenblick Schluß machen kann, wie? Das Leben ist eine miserable Sorte von Dasein. (Vicki Baum: Menschen im Hotel)

Wenn alle irdischen Güter, für die wir leben, wenn alle Freuden, die uns das Leben gewährt, Reichtum, Ruhm, Ehren, Macht, uns durch den Tod geraubt werden, haben diese Güter keinerlei Sinn. Wenn das Leben nicht unendlich ist, dann ist es ganz einfach absurd, ist es nicht wert, gelebt zu werden, und man muß sich seiner so schnell wie möglich durch Selbstmord entledigen. (Lew Tolstoj)

Die Unlust weiterzuleben reicht zum Sterbenwollen nicht aus. (Heinz Strunk: Fleckenteufel, S. 212)

... daß in der Morgenzeitung drei Selbstmorde gemeldet worden sind - alle von ehemaligen kleinen Rentnern; alle auf die Lieblingsart der Armen begangen: mit dem offenen Gashahn. (Erich Maria Remarque: Der schwarze Obelisk, S. 81)

Dann löste sich ja eine Stadtbekanntheit seinetwegen in Nichts auf, indem sie den Gashahn wie unabsichtlich, wie aus Zerstreutheit öffnete, wonach sie umfiel und den Tod fand. (Robert Walser: Die Räuber, S. 37)


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Sonntag, 8. Mai 2011


Gunter Sachs

hat sich am Samstag, den 07.05.2011 erschossen / 2.


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Mittwoch, 27. April 2011


"Happiest places have highest suicide rates"

Universitäre Forschung anhand eines Vergleichs der Staaten der USA.


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Geklaut beim Salbader
Geklaut beim Salbader

Hinweis in eigener Sache
Das Weblog Freitod definiert schon mit seinem Namen das Thema, das es enthält: Aspekte des Suizids sollen in gesellschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht erörtert werden. Freitod ist ein kollaboratives Weblog, das allen registrierten Antville-Usern ermöglicht, sich zu beteiligen, indem sie entweder Einträge verfassen oder Kommentare zu den Einträgen schreiben können. Abgrenzend sei gesagt, dass nicht um Sinn und Daseinsberechtigung des Freitodes diskutiert werden soll und dass es sich auch nicht um ein Selbshilfeforum für Gefährdete oder betroffene Angehörigen handelt.

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