"Alle Menschen ohne Ausnahme streben danach, glücklich zu sein, wie verschieden die Wege auch sind, die sie einschlagen; alle haben dieses Ziel. [...] Es ist der Beweggrund aller Handlungen aller Menschen, selbst derer, die im Begriff stehen, sich zu erhängen."
Sie trägt den Untertitel:
"Eine Untersuchung in den Bezirken Aarau und Kulm (1993-2004) und ein Vergleich mit den Thesen von Emile Durkheim" - Masterarbeit im Rahmen des Kriminologie-Nachdiplomstudiums an der SCIP (School of Criminology, International Criminal Law and Psychology of Law), betreut von Prof. Dr. K.-L. Kunz"
Tatsächlich ist sie ein grundlegender Abriss des Themas Suizid / Selbstmord / Freitod mit der Analyse konkreter Suizide eines regionalen Gebiets und einer grundlegenden Auseinandersetzung mit den Thesen Durkheims auf wissenschaftlichem Niveau, kurz: eine beachtens- und bemerkenswerte Quelle zum Thema dieses Weblogs für alle Interessierte; dafür nimmt man gerne das ein wenig reißerische Deckblatt in Kauf, das ich gerne wiedergebe, um der Arbeit die ihr verdiente Aufmerksamkeit auch hier zukommen zu lassen:
Sie basiert auf einer 15-jährigen Nachbetrachtung einer Gruppe von (zunächst erfolglosen) Suizidenten, die im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf behandelt wurden, und stellt die Erkenntnisse in den Zusammenhang bis dato vorliegender Forschungsergebnisse.
Das Suizidrisiko ist danach insbesondere in den ersten zwölf Monaten nach dem ersten Versuch und nach der Beendigung einer (stationären) Behandlung besonders signifikant erhöht.
Die Zusammenfassung schließt wie folgt:
"Die ermittelte Suizidrate von 6,9% (n=18) für die Stichprobe (n=260) ist vergleichbar mit den Ergebnissen anderer Studien. Das Suizidrisiko der Stichprobe ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Hamburgs ca. um den Faktor 15 erhöht. [...]
In der statistischen Analyse fanden sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen der suizidierten und der nicht suizidierten Personen vor allem für die Umstände des Indexsuizidversuchs mit einem höheren Suizidrisiko für die Personen, die mit einem Gelingen des Suizidversuchs gerechnet hatten, einen Abschiedsbrief verfasst hatten, persistierende Suizidabsichten schilderten und an einem chronischen Konflikt litten, die von den Untersuchern als ernsthaft motiviert eingeschätzt wurden und deren Suizidversuch als Ausdruck einer länger erlebten subjektiven Aussichtslosigkeit gewertet wurde.
Mit keinem höheren Suizidrisiko waren dagegen die Dauer der Suizidgedanken, die Methode des Indexsuizidversuchs, die Schwere eventueller Verletzungen und die Schwere der konsekutiven Vigilanzstörung verbunden.
Eine psychiatrische Vorbehandlung in der aktuellen suizidalen Situation und die Indikationsstellung für eine psychiatrische Weiterbehandlung durch den aufnehmenden Psychiater, als Hinweis auf die Bedeutung der psychiatrischen Morbidität, waren ebenfalls mit einem signifikant höheren Suizidrisiko verknüpft, die Art der psychiatrischen Erkrankung oder das Vorliegen eines Alkoholabusus dagegen wahrscheinlich aufgrund der geringen Gruppengröße ebenso wie die erfassten demographischen Faktoren nicht.
Viele Erkenntnisse, die aber leider weitgehend so unsicher wie das Wetter selbst bleiben...
"... es gibt eine sehr zuverlässige Methode, um einen drohenden Suizid sicher zu erkennen. Ein verblüffend einfaches Testverfahren, das auch Laien anwenden können.
Wolfersdorf: "Die zentrale Methode beim Menschen, Suizidalität festzustellen ist, ihn danach zu fragen. Ernsthaft, direkt danach zu fragen, und zwar ganz konkret zu fragen. So im Sinne: Wenn es jemand so schlecht geht wie Ihnen, denkt man gerne daran, diese Situation zu beenden. Wie sieht das bei Ihnen aus?" "
Die Infos schon dieser Zusammenfassung gehen weit über diese Schlagzeilen hinaus, und sind dabei trotz ihrer Kürze gleichwohl erstaunlich differenziert.