Freitod - Weblog zum Selbstmord
[mit unsäglich origineller GIF-Animation]
 
Samstag, 3. Juni 2006


Cartoons

Adieu! Warum nur?


Freitag, 2. Juni 2006


Keun, Nach Mitternacht

Eine große, heitere deutsche Familienfeier wird morgen stattfinden. Nur der siebzigjährige Herr Küppers wird nicht dabeisein. Da der Mensch sich alle sieben Jahre verändert, hat er sich entschlossen, noch heute leise und still fortzuwandern. Mit ihm wird seine Rente wandern, die als einziges von seinen Kindern geliebt wurde. Er ist heute abend mit Algin bekannt geworden. Denn Algin war zutraulich und sehr betrunken. Er wollte sich umbringen, und vorher wollte er noch einen anderen Menschen umbringen. So hatte er es sich in den Kopf gesetzt. Mich wundert's ja nicht mehr, wenn Menschen verrückt und unglücklich sind. Mich wundert's höchstens noch, wenn sie normale Menschen sind. Der Algin wollte irgendeinen Menschen umbringen, der schlechter sei als er selbst, dümmer oder minderwertiger. Er sagt, er habe nach diesem Menschen gesucht, ihn aber nicht gefunden. Wer entschlossen ist zu sterben, hat große Macht, und Algin lebte stundenlang berauscht von dem Gefühl dieser Macht und nebenbei berauscht von Wein auf leerem Magen. (Irmgard Keun: Nach Mitternacht, S. 136)


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Montag, 29. Mai 2006


Okinawa 1945

Es war kurz nach der Kapitulation. Die Bewohner von Okinawa wußten, daß der Krieg verloren war und daß die Amerikaner, die schon auf der Insel gelandet waren, das ganze Gebiet besetzen würden. Sie wußten auch, daß die neueste Anordnung die Einstellung des Kampfes befahl. Mehr wußten sie nicht. Ihre Führer hatten ihnen früher versichert, daß die Amerikaner sie allesamt umbringen würden, und bei dieser Überzeugung waren die Bewohner der Insel geblieben. Als die weißen Soldaten vorzumarschieren begannen, begann die Bevölkerung zurückzuweichen. Und je weiter der siegreiche Feind vordrang, desto weiter waren sie zurückgewichen. Und schließlich waren sie zum äußersten Ende der Insel gekommen, die in eine lange, weit ins Meer vorspringende Steilküste ausläuft. Und weil sie überzeugt waren, daß man sie umbringen werde, hatte die ungeheure Mehrheit unter ihnen sich von den Klippen herab in den Tod gestürzt. Die Felswand war sehr hoch, und das Wasser zu ihren Füßen war voller scharfkantiger Riffe. Von denen, die sich hinabstürzten, blieb keiner am Leben. Als die Amerikaner ankamen, waren sie entsetzt über das, was sie dort vorfanden. 1989 habe ich diese Steilküste besucht. Nichts, keine Gedenktafel oder auch nur ein Schild weist darauf hin, was dort geschehen ist. Tausende von Menschen haben sich binnen weniger Stunden umgebracht, ohne daß es den Ort berührt zu haben scheint. Das Meer hat die auf den Felsen zerschmetterten Körper verschlungen. Der Tod im Wasser ist in Japan noch immer geläufiger als der durch sep- puku. Es ist unmöglich, an diesem Ort zu stehen, ohne daß man versucht, sich in die Haut derer zu versetzen, die sich hier gemeinsam den Tod gegeben haben. Viele von ihnen haben es wahrscheinlich aus Furcht vor Folterungen getan. Wahrscheinlich ist auch, daß die Schönheit des Ortes viele zu einer solchen Tat ermutigt hat, die eine edle patriotische Pflichterfüllung symbolisierte. Nichtsdestoweniger gilt für diese Hekatombe als erstes folgender Satz: Von dieser prächtigen Felswand herab haben Tausende sich in den Tod gestürzt, weil sie nicht getötet werden wollten; Tausende haben sich getötet, weil sie den Tod fürchteten. Darin liegt für mich die beklemmende Logik der Paradoxie. Es geht nicht darum, eine solche Tat zu billigen oder zu verdammen. Den Leichen von Okinawa wäre es ohnehin egal. Aber ich bleibe dabei, daß der beste Grund für die Selbsttötung die Todesfurcht ist. (Amelie Nothomb: Metaphysik der Röhren)


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Mittwoch, 17. Mai 2006


Alles hergerichtet

"Nun ist es passiert, das mit dem Tod." Brainfarts war dabei.


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Samstag, 13. Mai 2006


Freitod eines Bloggers

Der 53-jährige gelähmte Maler und Bildhauer Jorge León aus Valladolid hat seit August 2005 in seinem Blog Destilados Parapléjicos über den Wunsch nach Unterstützung beim Suizid berichtet. Dieser Wunsch wurde offenbar erhört: Am 4. Mai wurde Jorge León tot in seiner Wohnung aufgefunden. [Mehr]


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Dienstag, 9. Mai 2006


Heijden, Fallende Eltern

"Wenn sie auch die am wenigsten dringliche zu sein scheint... von den dreien ist sie trotzdem die größte und wichtigste... und die unabwendbarste... ja, ja, faßlichste und ungewisseste Gewißheit. Weil sie in fast schon irritierender Weise unklar ist in bezug auf das Wann! ... das Wo" ... das Wie! ... das Warum!" "Wo, wann, wie, warum... Um derartige Unklarheiten einer Klarheit zuzuführen, brauche ich nur Selbstmord zu begehen. Dann habe ich Ort, Zeit, Methode und Motiv selbst bestimmt. Hab ich recht oder nicht?" "Du bluffst! Scheinbar einer Klarheit zugeführt... vermeintlich selbst bestimmt... Hör zu. Ich kann mich nicht im Jahr 2197 umbringen. Und genausowenig im Jahr 1248. Ich kann mich nicht ertränken in dem, was mittlerweile Nordostpolder heißt, es sei denn, in einer dort stehenden Badewanne, und ich kann mir auch nícht in Niederländisch-Ostindien eine Kugel in den Kopf jagen. Und um mich in Danzig zu erhängen, muß ich derzeit nach Polen. Umgekehrt gilt, daß ich zu Cäsars Zeiten nicht das Auspuffrohr eines Autos in den Mund hätte nehmen können. Und am Ende des nächsten Jahrhunderts könnte ich nicht mehr vom Eiffelturm springen, weil der bis dahin längst in Grund und Boden gerostet ist... Und was das Motiv anbelangt, Albert... ein Anfall von Schwermut, eine schmerzliche Diagnose vom Facharzt, ein Korb, den man bekommen hat, ein Konkurs, ungünstige Börsennachrichten oder eine unglückliche Jugend... all das gibt noch keine Antwort auf die Frage, warum ein Mensch, nachdem er auf die Welt gekommen ist, sterben muß. So, jetzt du, und dann ich wieder." (A.Th.F. van der Heijden: Fallende Eltern, S. 455)


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Montag, 1. Mai 2006


Fabienne

"Fabienne starb vor fünf Jahren. Sie nahm sich das Leben. Und sie hatte es mir angekündigt." [Weiter]


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Die schottische Erfolgsautorin und Moralistin A.L. Kennedy

An einem Nachmittag im Frühling 1998 zieht sie ihre Schuhe aus und stellt das Paar ordentlich nebeneinander. Dieses Ritual führt sie immer dann durch, wenn sie etwas Wichtiges vorhat: Schreiben zum Beispiel, oder Texte korrigieren.

Diesmal steigt sie barfuss auf das Fensterbrett ihrer Dachwohnung in Glasgow, um sich vom Leben zu verabschieden. A. L. Kennedy ist Mitte dreißig, hat in Großbritannien bereits neun viel beachtete Bücher verfasst. Nun hat sie eine Schreibblockade. Doch im Moment des geplanten Todessprungs ertönt von weit her eines der kitschigsten schottischen Volkslieder: Mhairis Wedding. "Ich konnte mich nicht mit solcher Begleitmusik umbringen, das war einfach eine Stilfrage", bekennt Kennedy. ...

(Mehr zu dieser Radiosendung auf Ö1, am Freitag, dem 5.5. von 22.15-22.55 hier)


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Leiris, Das Band

Da er den Boden verlor, vor Anspannung nicht mehr konnte und spürte, wenn es so weiterginge, würde nicht mehr er selber sterben, sondern jemand, der keine Ähnlichkeit mehr mit ihm hätte, machte er eines Abends in der Jahreszeit, deren Tage nicht erlöschen zu wollen scheinen, von sich aus den großen Sprung, der ihn sich selber entriß. (Michel Leiris, Das Band am Hals der Olympia, S. 284)

(Via memo projekt)


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Freitag, 28. April 2006


Vogelgrippe - mit Todesfolgen.

"Ja, wir haben gehört, dass zwei Züchter sich das Leben genommen haben", sagte der Sprecher des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) in Münster zu SPIEGEL ONLINE. Zu den Motiven wolle er sich aber nicht äußern. Die Zeitung "Westfalen-Blatt" hatte berichtet, Existenzangst sei der Grund gewesen: "Züchter sahen keinen Ausweg mehr". ..."


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Dienstag, 25. April 2006


EXIT

Donnerstag, 27. April 2006 22:20 Arte <a href=www.arte-tv.com>"EXIT"


Sonntag, 23. April 2006


Das Seelenlazarett

Morgen 24. April 2006 20:15 3sat "Das Seelenlazarett"


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Freitag, 7. April 2006


Berg, Ein paar Leute... (2)

Vielleicht ist die Liebe die letzte Idee in diesem Jahrtausend. Das Letzte, was wir noch nicht hingekriegt haben. Etwas zum dran glauben. Vielleicht bin ich deshalb so dahinter her. Wenn wir alle Pech haben, fängt ein neues Jahrtausend an, und wir merken, daß auch diese Idee nicht zum Dranglauben taugt. Weil sie Illusion ist, wie alles andere. Wie Revolution, Peace und so was. Vielleicht stehen wir dann da und machen kollektiven Selbstmord, weil, ohne an was zu glauben, lohnt das Leben nicht mehr. Vielleicht erlebt die Menschheit eine letzte, große Erleuchtung, bei diesem Selbstmord. Der müßte überall auf der Welt gleichzeitig passieren. Also, unter Berücksichtigung der zeitzonen. Überall, auf der Erde in der gleichen Minute. Vielleicht hören wir dann die Erde erleichtert auflachen, beim Gehen. (Sibylle Berg: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot, S. 154)


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Geklaut beim Salbader
Geklaut beim Salbader

Hinweis in eigener Sache
Das Weblog Freitod definiert schon mit seinem Namen das Thema, das es enthält: Aspekte des Suizids sollen in gesellschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht erörtert werden. Freitod ist ein kollaboratives Weblog, das allen registrierten Antville-Usern ermöglicht, sich zu beteiligen, indem sie entweder Einträge verfassen oder Kommentare zu den Einträgen schreiben können. Abgrenzend sei gesagt, dass nicht um Sinn und Daseinsberechtigung des Freitodes diskutiert werden soll und dass es sich auch nicht um ein Selbshilfeforum für Gefährdete oder betroffene Angehörigen handelt.

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