Freitod - Weblog zum Selbstmord
[mit unsäglich origineller GIF-Animation]
 
Mittwoch, 19. Juli 2006


Balzac, Evastochter

Während der letzten Tage, die über der Verkündung des Urteils, dem Erlaß und der Veröffentlichung des Haftbefehls hingingen, trug Raoul überall ungewollt die kalte, finstere Miene zur Schau, die die Beobachter an allen feststellen können, die dem Selbstmord bestimmt sind oder ihn planen. Die düsteren Gedanken, denen sie nachhängen, drücken ihrer Stirn graue, verschwommene Töne auf; ihr Lächeln hat etwas Fatalistisches, ihre Bewegungen sind gespreizt. Diese Unglücklichen scheinen die goldenen Früchte des Lebens bis zur Schale aussaugen zu wollen; ihre Blicke richten sich bei jeder Gelegenheit aufs Herz; sie hören in den Lüften ihr Grabgeläut; sie sind geistesabwesend. (Honore de Balzac: Eine Evastochter)


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Sonntag, 16. Juli 2006


"Sollen Ärzte beim Suizid helfen dürfen?

... Ethikrat sagt Nein."

Eine Zusammenfassung der aktuellen Fragen und Positionen bietet die Ärztezeitung.


Donnerstag, 13. Juli 2006


Jürgen Kießling

Erfolg schützt vor Verzweiflung nicht.


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Dienstag, 11. Juli 2006


Familiendramen ...

"... Die Polizei geht davon aus, dass der 20-Jährige am Montag in Erbach seine 57 Jahre alte Mutter, seinen 64 Jahre alten Vater und seine 92-jährige Großmutter erschoss. Anschließend verübte er einen bewaffneten Raubüberfall auf ein Chemielabor an der Universität Ulm und erzwang dort die Herausgabe von Zyankali, mit dem er sich vermutlich selbst vergiften wollte. ..."


Samstag, 1. Juli 2006


Gianluca Pessotto

"Der jetzige Teammanager von Juventus Turin stürzte sich am Dienstag mit einem Rosenkranz in der Hand aus einem Dachgeschoss- Fenster des Clubhauses, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Der 35-Jährige erlitt mehrere Knochenbrüche, schwebt aber nicht in Lebensgefahr."


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Mittwoch, 28. Juni 2006


Fehlgeschlagen

Brainfarts berichtet in seiner Rubrik "Montag ist Selbstmord" von den missglückten Selbstmordversuchen einer Patientin, mit der sie vom Rettungsdienst es zu tun hatten.


Dienstag, 27. Juni 2006


"Weil ihre Wohnung zwangsgeräumt werden sollte, hat eine 39-Jährige sich und ihren dreijährigen Sohn umgebracht."


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Samstag, 24. Juni 2006


Brandstetter, Über den grünen...

Damals haben sich in Pichl einige Menschen umgebracht, und ich erinnere mich an eine sehr ernste Predigt des Pfarrers, in der er nicht nur auf das Hochaltarblatt hinwies, das den Tod und die Erhöhung der Heiligen zeigt, die in Gott sterben, sondern auch auf das Bild über dem rechten Seitenaltar, das das Fegefeuer darstellt und die auf die Erlösung Wartenden in einem brennenden Feuer veranschaulicht... Hoffen wir zu Gott, sagte der Pfarrer, daß Krankheit, geistige Umnachtung und Sinnesverwirrung diejenigen, die sich selbst gerichtet haben, entschuldigen und vor dem ewigen Tode bewahren mögen. Mir machte diese Krankheit, von der der Pfarrer sprach und die zu diesem Tod führt, als Kinde die größte Angst, so sehr, daß diese Angst selbst allmählich zur Krankheit wurde und zur Krise führte. Verkanntsein und Krankheit erfuhr ich auch aus meinen Künstlerbiographien als jenen Preis, der für ein besonders künstlerisches Lebenswerk bezahlt werden muß. (Alois Brandstetter: Über den grünen Klee der Kindheit, S. 95)


Mittwoch, 14. Juni 2006


Curtin, Club der Weinhachtshasser

Jedes Jahr sagten sie es wieder, die Seelsorgestellen für Selbstmordgefährdete: "Die Zahl steigt." Es war ihre betriebsamste Zeit. Sie richtete Appelle an die Leute. Schauen Sie nach älteren Nachbarn, warten Sie nicht, bis sich die Milchflaschen vor der Tür ansammeln, kümmern Sie sich darum, daß sich jemand an Weihnachten umbringt. Wir können Weihnachten ja nicht einfach abschaffen, nur um ein Menschenleben zu retten. Halten Sie also an Weihnachten Ihre Augen offen, das lehrt uns die Erfahrung. (Michael Curtin: Der Club der Weihnachtshasser, S. 323)


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Samstag, 10. Juni 2006


Raabe, Pfisters Mühle

Ohne dieses Mädchen wird mir das Resultat meines Lebens so stinkend, so widerwärtig, so über alle Maßen abgeschmackt sein, daß mir nichts übrig bliebe, als eines schönen Morgens mich mittellos wie Papa Lippoldes und seelenlos wie seine sämtlichen tragischen Helden im fünften Akt in Monaco an einem Öl- oder Lorbeerbaum hängend oder an der Riviera mit 'nichts im Herzen als einer Kugel' finden zu lassen. (Wilhelm Raabe: Pfisters Mühle, S. 153)


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Freitag, 9. Juni 2006


Hesse, Der Dichter

Er überlegte sich nochmals alle früher entworfenen Pläne. Eine gewisse Möglichkeit hatten nur zwei davon: Die Rückkehr in das Milieu, das er sich jahrelang konsequent und eisig entfremdet hatte, oder die endgültige Entfremdung auf die eigene Gesellschaft. Irgendwo, etwa in Florenz, eine Wohnung mieten oder ein Haus bauen, viel reisen, seine Schöpfungen entweder verborgen halten oder einem Verleger übergeben. Das Dritte wäre der Revolver oder die Gletscherspalte im Hochgebirge, aber Martin hatte sich den Gedanken des Selbstmords immer mit Strenge ferngehalten, vielleicht im instinktiven Bewußtsein, daß seinem ohnehin verarmten Leben dieser Hintergedanke auch den letzten Glanz, seinen unbeugsamen Stolz, rauben würde. Auch jetzt gewann dieser Gedanke nicht Gewalt über ihn. (Hermann Hesse: Der Dichter. Ein Buch der Sehnsucht)


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Donnerstag, 8. Juni 2006


Zweig, Amok

Bitte, bemühen Sie sich nicht ... das einzige Menschenrecht, das einem bleibt, ist doch: zu krepieren, wie man will ... und dabei ungeschoren zu bleiben von fremder Hilfe. [Stefan Zweig: Amok (1922)]


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Sonntag, 4. Juni 2006


Aus dem Leben eines Anwalts:

"Vor wenigen Stunden erreichte mich die Nachricht, dass ein erst gestern wegen eines Mißbrauchsvorwurfes inhaftierter Mandant in der Nacht Suizid begangen hat. Das schlägt auf den Magen ..."

RA Pohlen, Düsseldorf.


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Geklaut beim Salbader
Geklaut beim Salbader

Hinweis in eigener Sache
Das Weblog Freitod definiert schon mit seinem Namen das Thema, das es enthält: Aspekte des Suizids sollen in gesellschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht erörtert werden. Freitod ist ein kollaboratives Weblog, das allen registrierten Antville-Usern ermöglicht, sich zu beteiligen, indem sie entweder Einträge verfassen oder Kommentare zu den Einträgen schreiben können. Abgrenzend sei gesagt, dass nicht um Sinn und Daseinsberechtigung des Freitodes diskutiert werden soll und dass es sich auch nicht um ein Selbshilfeforum für Gefährdete oder betroffene Angehörigen handelt.

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