Freitod - Weblog zum Selbstmord
[mit unsäglich origineller GIF-Animation]
 
Sonntag, 16. November 2008


Zweig, Ungeduld des Herzens

Aber diese absurde Inkonsequenz haftet ja allen Selbstmördern an, daß sie noch zehn Minuten, ehe sie entstellte Kadaver sein werden, der Eitelkeit nachgeben, unbedingt sauber aus dem Leben zu gehen (aus dem Leben, das sie allein nicht mehr mitleben werden), daß sie sich rasieren (für wen?) und reine Wäsche anziehen (für wen?), ehe sie sich eine Kugel durch den Kopf schießen, ja, ich erinnere mich, sogar von einer Frau gehört zu haben, die sich schminkte und bei der Friseurin die Haare ondulieren und mit dem teuersten Coty parfümieren ließ, ehe sie sich hinabwarf vom vierten Stock. Nur dieses logisch völlig unerklärbare Gefühl riß mir die Muskeln auf, und wenn ich dem Obersten jetzt nacheilte, so geschah dies keineswegs - ich muß es betonen - aus Todesangst oder plötzlicher Feigheit, sondern einzig aus dem absurden Reinlichkeitsinstinkt, nicht unordentlich, nicht beschmutzt ins Nichts zu verschwinden. (Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens, S. 357)


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Sonntag, 2. November 2008


Pietät, was ist das?

Aus der Nürnberger Zeitung vom 29.10.2008 (Printausgabe Seite 17):

"Jugendliche haben in Bad Saulgau (Kreis Sigmaringen) makabre Erinnerungsfotos von einem Selbstmord geschossen. Ein 65-Jähriger hatte sich vor einen fahrenden Zug geworfen und war überrollt worden. Zahlreiche Jungedliche seien daraufhin aus dem Zug ausgestiegen und hätten mit ihren Handys Fotos und Videos von der Leiche aufgenommen. Als der Lokführer sie wegdrängen wollte, wehrte sich die Gruppe gegen ihn."


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Donnerstag, 30. Oktober 2008


Green, Varuna

Gott stellt uns in diese Welt hinein, damit wir ihn lieben, und nicht leben zu wollen bedeutet, Gott nicht lieben zu wollen. Doch Bertrand Lombard blieb gegenüber solchen Beweisführungen gleichgültig. Er hatte nur Helenes Gesicht vor Augen und war nahe daran, diesem Wahnbild in die andere Welt zu folgen, denn in der ersten Woche seiner Trauer hängte er sich an einem Bettlaken auf, das glücklicherweise zerriß. Von diesem Tag an ließ ihn sein Beichtvater nicht mehr allein, bis er wieder Vernunft angenommen hatte. Auf Befehl des Geistlichen hin besaß die Bibliothek nur mehr ein halbes Fensterkreuz, der Rest war zugemeauert, um ein Unglück zu verhindern. (Julien Green: Varuna, S. 135)


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Dienstag, 30. September 2008


Zum Platzen des 700 Milliardenpakets

Am Ende bleibt - mal wieder - nichts als Galgenhumor. In San Francisco witzelt ein Mann in einem Café über die Folgen des schwarzen Montags: "Ich hörte, sie springen inzwischen schon wieder von der Golden Gate Bridge - dieses Mal von der Westseite. Das zeigt, wie verzweifelt sie sind."

Denn an der Westseite der Brücke wartet der Pazifik - dort ist die Rettung schwieriger.

(Spon über die Finanzmarktkrise nach dem vorläufigen Ende des 700 Milliardenhilfspakets gestern)


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"Der Tod des Stuttgarter Regionaldirektors Bernd Steinacher hat Trauer und Betroffenheit ausgelöst. Der 51-Jährige hatte sich am Donnerstag auf dem Bahnhof Untertürkheim offenbar vor einen Zug geworfen. ... Er soll an Depressionen gelitten haben."


Dienstag, 23. September 2008


Der italienisch-schweizer Dichter Fabio Pusterla hat für Alice Vollenweider gekocht - die über ihn in der NZZ vom 24.7. schreibt. Um wieviel es dabei geht, zeigt eins seiner Gedichte - über den berühmten französischen Koch Vatel: Er war zur Zeit des Sonnenkönigs beim Prince de Condé angestellt und wurde berühmt durch die Erfindung der Crème Chantilly und seinen Selbstmord aus verletzter Ehre. An einem Aprilmorgen des Jahres 1671 stürzte er sich in sein Schwert, weil die an die Küste ausgeschickten Boten Fische und Krustentiere nicht brachten, die er für das Bankett zu Ehren des Königs von Frankreich bestellt hatte. Madame de Sévigné erwähnt den Vorfall als fait divers in einem Brief. Die letzten Zeilen von Pusterlas Gedicht lauten: «Ich gehe, mein Gebieter. / Dir gehöre der Rausch / einer nie geschmeckten Süsse, die Aromen / von tausend Bratensaucen. / Mit mir nehm ich die Morgendämmerung. / Das Salz und die Kälte.» Das gastronomische Raffinement und der tödliche Ehrenkodex erweisen sich im genauen Pathos dieser Verse als Symbol desselben absoluten Machtanspruchs.

  1. Einen Tag, bevor sich der 30-jährige Lyriker Sergej Jessenin im Leningrader Hotel ¸¸Angleterre" an einem Heizungsrohr erhängte, schrieb er sein letztes Gedicht: ¸¸Lass uns Abschied nehmen - ohne Grußgebärde. / Mach kein so trauriges Gesicht. / Sterben ist nicht neu auf dieser Erde, / und auch das Leben ist das Neuste nicht." Der Adressat dieser Zeilen, Dichterfreund Anatolij Marienhof, verfasste, ebenfalls im Dezember 1925, den Nekrolog: ¸¸Das Sein ist kurz im blauen Windgebraus." Marienhof stand fassungslos vor der Tat, begriff nicht, warum der Freund seine Talente so brachial weggeworfen hatte. Jessenin zählt zur großen Schar russischer Künstler, die in den zwanziger Jahren den Freitod suchten.

via


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finnischer Amok

Heute hat in Finnland ein 22-jähriger, 9 Menschen und sich selber an seiner Berufsschule erschossen. Der zweite finnische Amoklauf innerhalb eines Jahres.

Spiegelbericht + Video


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Montag, 15. September 2008


David Foster Wallace (1962-2008)

- ein Nachruf (Die Welt) und pure facts.


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Donnerstag, 11. September 2008


Welt Suizid Präventionstag

Gestern jährte sich wieder mal seit 2003 der Weltsuizidpräventionstag. Über eine Millionen Menschen sterben jedes Jahr durch die eigene Hand, mehr als durch Krieg.


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Mittwoch, 10. September 2008


A Softer World

Pros and Cons.

(Ich hoffe, es ist kein Repost.)


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Dienstag, 9. September 2008


"Das Meer in mir" - zum Thema Sterbehilfe; heute, 23.45 Uhr im Bayerischen Fernsehen.


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Montag, 1. September 2008


Berg, Amerika (1)

Wüßten wir, was Leben ist, würden wir uns wohl schon bei der Geburt die Nabelschnur um den Hals legen. (Sibylle Berg: Amerika, S. 48)


Montag, 7. Juli 2008


Suizid 2006

Eine Statistik über Selbstmorde im Jahr 2006 in Deutschland. klick


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Geklaut beim Salbader
Geklaut beim Salbader

Hinweis in eigener Sache
Das Weblog Freitod definiert schon mit seinem Namen das Thema, das es enthält: Aspekte des Suizids sollen in gesellschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht erörtert werden. Freitod ist ein kollaboratives Weblog, das allen registrierten Antville-Usern ermöglicht, sich zu beteiligen, indem sie entweder Einträge verfassen oder Kommentare zu den Einträgen schreiben können. Abgrenzend sei gesagt, dass nicht um Sinn und Daseinsberechtigung des Freitodes diskutiert werden soll und dass es sich auch nicht um ein Selbshilfeforum für Gefährdete oder betroffene Angehörigen handelt.

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