Freitod - Weblog zum Selbstmord [mit unsäglich origineller GIF-Animation] |
Harte Bandagen im Literaturbetrieb Dass der Literaturbetrieb über Leichen geht - buchstäblich und nicht nur im übertragenen Sinn, zeigt der Selbstmord des österreichischen Erzählers Franz Innerhofer, der am 22. Januar dieses Jahres in seiner Grazer Wohnung aufgefunden wurde. Wie lange er dort gelegen hatte, weiß niemand, da sich der genaue Zeitpunkt seines Todes nicht mehr rekonstruieren ließ. "Ein Schriftsteller ist eine Person, die sich der Illusion hingibt, es werde ein weiteres Buch von ihr erwartet." Die Definition der literarischen Tätigkeit stammt von Reinhard Lettau. Sie ist nicht bloß geistreich, sondern wahr, denn sie impliziert, dass mit dem Schreiben irgendwann Schluss ist: Wenn ein Autor stirbt oder berufsunfähig wird, wenn ihm nichts mehr einfällt oder wenn sich niemand mehr für seine Texte interessiert. Damit nicht alles falsch wird, muss ich an dieser Stelle eine Einschränkung machen. Die Lebensschicksale von Schriftstellern sind nicht verallgemeinerbar, und kein Autor begeht Selbstmord allein deshalb, weil ein Verlag ihm die kalte Schulter zeigt oder weil die Kritik ihn mit übler Nachrede verfolgt. Die Motivation zu diesem letzten Schritt ist verwickelt und voller Widersprüche, denn es gibt ebenso viele Gründe für literarisches Scheitern wie für öffentliche Anerkennung und Erfolg. Der Wiener Schriftsteller Konrad Bayer nahm sich das Leben auf dem Höhepunkt seines Ruhms, weil eine Freundin ihn verlassen hatte, und sein österreichischer Kollege Franz Innerhofer hatte sich in eine Sackgasse manövriert, lange bevor er Selbstmord beging. Nach dem Erfolg der autobiografischen Romantrilogie über seine Kindheit und Jugend in Tirol verfiel er in eine Depression. Innerhofer hatte alles gesagt, was zu sagen war. "Writer's block" heißt das Modewort dafür, und wenn die Schreibkrise zusammenfällt mit einer durch Eheprobleme und/oder Alkoholmissbrauch verursachten Depression, öffnet sich ein schwarzes Loch, das den Autor samt Werk verschlingt.
Dostoevskij,
02.06.02, 10:20 ,
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Geklaut beim Salbader
Hinweis in eigener Sache Das Weblog Freitod definiert schon mit seinem Namen das Thema, das es enthält: Aspekte des Suizids sollen in gesellschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht erörtert werden. Freitod ist ein kollaboratives Weblog, das allen registrierten Antville-Usern ermöglicht, sich zu beteiligen, indem sie entweder Einträge verfassen oder Kommentare zu den Einträgen schreiben können. Abgrenzend sei gesagt, dass nicht um Sinn und Daseinsberechtigung des Freitodes diskutiert werden soll und dass es sich auch nicht um ein Selbshilfeforum für Gefährdete oder betroffene Angehörigen handelt. Suchen Sie Erste Hilfe, ob selbst oder für eine Freundin oder einen Freund dann probieren Sie diesen Link oder diesen Link (Österreich) aus oder diesen pragmatischen Hinweis: "Nur nicht heute."
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Zuletzt aktualisiert: 20.05.2024, 20:24 Uhr Amok
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