Freitod - Weblog zum Selbstmord [mit unsäglich origineller GIF-Animation] |
Sonntag, 2. Februar 2003
Flaubert: November Da erschien mir der Tod schön. Ich habe ihn immer geliebt. Als Kind wünschte ich ihn mir aus Neugierde herbei, um zu wissen, wie es in den Gräbern aussieht und was für Träume jener Schlummer birgt. Ich erinnere mich, oft den Grünspan von alten Sousstücken abgekratzt zu haben, um mich damit zu vergiften. Ich versuchte, Nadeln zu verschlucken, mich der Bodenluke zu nähern, um mich auf die Straße zu stürzen... Wenn ich daran denke, daß fast alle Kinder es ebenso machen, daß sie sich bei ihren Spielen zu entleiben suchen, sollte ich daraus nicht schließen, daß der Mensch trotz allem den Tod mit verzehrender Leidenschaft liebt? Er weiht ihm alles, was er schafft, er ist aus ihm geboren und kehrt zu ihm zurück. Solange er lebt, denkt er nur an ihn, er trägt seinen Keim im Körper und den Wunsch danach im Herzen. (Gustav Flaubert: November, S. 36)
Dostoevskij,
02.02.03, 11:46 ,
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Freitod im Mittelalter Insgesamt bringen sich während des Mittelalters dreimal mehr Männer um als Frauen. Die meisten von ihnen erhängen oder ertränken sich, greifen zum Messer oder stürzen sich von den Brücken oder in Schluchten. Die meisten Menschen nehmen sich im März und April sowie im Juli das Leben. In diesen Monaten wirken sich die Entbehrungen der Fastenzeit und die harten Anstrengungen der Feldarbeit am stärksten auf die bäuerliche Gesellschaft aus - menschlicher Organismus und psychische Widerstandskräfte sind geschwächt. Im Wochenverlauf kommt es montags und freitags zu besonders vielen Selbsttötungen. An Montagen könnte die Abneigung vor einer neuen Arbeitswoche im Dienste weltlicher und geistlicher Herrn Menschen in den selbstbestimmten Tod treiben; am Freitag könnte es die Atmossphäre von Reue und Buße sein, die den Sterbewilligen dazu motiviert, seinem Leben ein Ende zu setzen. Der Suizid häuft sich nicht nur zu bestimmten Jahreszeiten und Wochentagen; zwei Drittel der Selbstötungen finden zwischen Mitternacht und Morgengrauen statt. Der mittelalterliche Mensch läßt sein Leben in den einsamsten Stunden des Tages. (Gerd Mischler: Von der Freiheit, sein Leben zu lassen, S. 54)
Dostoevskij,
02.02.03, 11:45 ,
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Geklaut beim Salbader
Hinweis in eigener Sache Das Weblog Freitod definiert schon mit seinem Namen das Thema, das es enthält: Aspekte des Suizids sollen in gesellschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht erörtert werden. Freitod ist ein kollaboratives Weblog, das allen registrierten Antville-Usern ermöglicht, sich zu beteiligen, indem sie entweder Einträge verfassen oder Kommentare zu den Einträgen schreiben können. Abgrenzend sei gesagt, dass nicht um Sinn und Daseinsberechtigung des Freitodes diskutiert werden soll und dass es sich auch nicht um ein Selbshilfeforum für Gefährdete oder betroffene Angehörigen handelt. Suchen Sie Erste Hilfe, ob selbst oder für eine Freundin oder einen Freund dann probieren Sie diesen Link oder diesen Link (Österreich) aus oder diesen pragmatischen Hinweis: "Nur nicht heute."
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Zuletzt aktualisiert: 20.05.2024, 20:24 Uhr Amok
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