Freitod - Weblog zum Selbstmord
[mit unsäglich origineller GIF-Animation]
 


Der italienisch-schweizer Dichter Fabio Pusterla hat für Alice Vollenweider gekocht - die über ihn in der NZZ vom 24.7. schreibt. Um wieviel es dabei geht, zeigt eins seiner Gedichte - über den berühmten französischen Koch Vatel: Er war zur Zeit des Sonnenkönigs beim Prince de Condé angestellt und wurde berühmt durch die Erfindung der Crème Chantilly und seinen Selbstmord aus verletzter Ehre. An einem Aprilmorgen des Jahres 1671 stürzte er sich in sein Schwert, weil die an die Küste ausgeschickten Boten Fische und Krustentiere nicht brachten, die er für das Bankett zu Ehren des Königs von Frankreich bestellt hatte. Madame de Sévigné erwähnt den Vorfall als fait divers in einem Brief. Die letzten Zeilen von Pusterlas Gedicht lauten: «Ich gehe, mein Gebieter. / Dir gehöre der Rausch / einer nie geschmeckten Süsse, die Aromen / von tausend Bratensaucen. / Mit mir nehm ich die Morgendämmerung. / Das Salz und die Kälte.» Das gastronomische Raffinement und der tödliche Ehrenkodex erweisen sich im genauen Pathos dieser Verse als Symbol desselben absoluten Machtanspruchs.

  1. Einen Tag, bevor sich der 30-jährige Lyriker Sergej Jessenin im Leningrader Hotel ¸¸Angleterre" an einem Heizungsrohr erhängte, schrieb er sein letztes Gedicht: ¸¸Lass uns Abschied nehmen - ohne Grußgebärde. / Mach kein so trauriges Gesicht. / Sterben ist nicht neu auf dieser Erde, / und auch das Leben ist das Neuste nicht." Der Adressat dieser Zeilen, Dichterfreund Anatolij Marienhof, verfasste, ebenfalls im Dezember 1925, den Nekrolog: ¸¸Das Sein ist kurz im blauen Windgebraus." Marienhof stand fassungslos vor der Tat, begriff nicht, warum der Freund seine Talente so brachial weggeworfen hatte. Jessenin zählt zur großen Schar russischer Künstler, die in den zwanziger Jahren den Freitod suchten.

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Geklaut beim Salbader
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Zuletzt aktualisiert: 29.02.2024, 09:12 Uhr
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